6.5/10

Anspruch: Leicht
Strecke: 11,7km
Gastronomie Empfehlung: Burgfräulein
Startpunkt: 52°07’15.3″N 10°17’32.1″E

Hoehenprofiel Von Burg Lichtenberg zum Bergbau Wanderung Tipp

Unterwegs im Salzgitter-Höhenzug

Diesmal geht es auf zu einem kleinen Spaziergang rund um die Burg Lichtenberg mit einem kleinen Abstecher zum Schachtteich Haverlahwiese und dem dazugehörigen Tagebau. Bis zum Tagebau sind wir leider nicht gekommen, da wir vorher umdrehen mussten. Unser Kind hatte leider keine Lust mehr zum Wandern. Deswegen haben wir davon leider keine Bilder machen können. Bitte seht es mir nach. Ich würde euch aber trotzdem davon erzählen und euch ein paar Eckdaten dazu an die Hand geben. Wenn ich die Runde dann noch einmal laufe, reiche ich auch die passenden Bilder zum Tagebau nach. 

Parken ist hier ganz einfach, denn unterhalb der Burg Lichtenberg gibt es einen schönen Wanderparkplatz. Diesen habe ich euch wie immer im obigen Beitrag als Koordinaten angegeben. Auf dem Parkplatz „steht“ auch meine Essensempfehlung für diese Runde, das „Burgfräulein“. Ihr könnt euch also aussuchen, ob ihr mit vollem Magen in die Runde startet oder mit der Belohnung bis zum Ende wartet. Wir haben bis zum Ende gewartet, also dazu dann später mehr.

Wandern im Salzgitter Aufstieg Burg Lichtenberg Wir befinden uns nun im Salzgitter-Höhenzug, so wird er zumindest im nördlichen Harzvorland genannt. Denn offiziell ist dieser Name nicht und er ist auch so nicht auf den Karten zu finden. Der Höhenzug ist streckenweise über 300 Meter ü. NN. und umfasst mittlerweile ein gut ausgebautes Wandernetz von circa 150 Kilometern. Über diese Wanderwege kann man die „Berge“ und Stillgewässer erkunden. Es wird also sicher nicht der letzte Beitrag über diesen Höhenzug sein, da es hier sehr viel zu entdecken gibt. Zum Beispiel die Burg Lichtenberg, die wir nach einem kurzen Anstieg vom Parkplatz aus erreichen.

Die Burg Lichtenberg

Wandern im Salzgitter Brunnen Burg Lichtenberg Herzog Heinrich der Löwe erbaute zur Sicherung seines Machtbereiches gegen die Nachbarn in der Bischofsstadt Hildesheim und dem kaiserlichen Goslar eine Burg. Die 1180 urkundlich das erste Mal erwähnte Burg war eine Höhenburg und weist die typische Bauweise einer solchen auf. Sie bestand aus einer Vorburg und einer Hauptburg, welche von einer Ringmauer umgeben war. Die Hauptburg wurde im 12. Jahrhundert gebaut, während die Vorburg wohl im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Auf dem Plateau der Hauptburg lagen unter anderem der Burgbrunnen sowie einige Wirtschaftsgebäude. Vieles davon erkennt man noch heute. Am markantesten ist wohl der Bergfried selbst. Er ist sechseckig und auf einem 2,5 Meter starken Fundament aufgesetzt und hat einen Durchmesser von 10 Metern. Neben dem Turm liegt der noch gut erkennbare rund 60 Meter tiefe Brunnen mit einem Durchmesser von drei Metern.

Die Burg als beliebtes Angriffsziel

Wandern im Salzgitter Höhenzug Burg Lichtenberg Die Burg musste vielen Kämpfen standhalten, da sie eine Bedrohung für das benachbarte, nicht-welfische Gebiet Hildesheim und das Reichsgut Goslar darstellte. So wurde die Burg zu einem bevorzugten Angriffs- und Eroberungsziel von Kaiser Friedrich Barbarossa. Dieser nahm sie dann 1180 ein und übergab sie erst nach Friedensschluss 1194 an Heinrich den Löwen zurück. Zerstört wurde die Burg erst 1552, durch die Belagerung und den Beschuss von Vollrad von Mansfeld. Er zog mit Landknechten und Reitern plündernd durch das Herzogtum Braunschweig. Mit der Entstehung des Ortes Lichtenberg und der für den Bau benötigten Steine, wurden noch mehr Überreste der Burgruine abgetragen.

Wandern im Salzgitter Höhenzug Ruine Burg Lichtenberg 1861 ist der ohnehin verfallene, nur noch 15 Meter hohe Turm eingestürzt und wurde daraufhin abgerissen. Im Jahr 1892/93 gründete sich der „Verschönerungsverein der Burg Lichtenberg“ und baute auf dem alten Fundament den Turm wieder auf. Im gleichen Jahr begannen erste Ausgrabungen. Man fand hier über die Jahre viele Überreste aus dem 14. und 16. Jahrhundert. Unter anderem auch eine Art „Fußbodenheizung“ nach römischen Vorbild und sogar Überreste der einstigen Toranlage von Heinrich dem Löwen. Heute stehen auf dem ganzen Gelände Tafeln, welche die einzelnen Ruinen erklären und genaueres Wissen vermitteln. Seit 2005 steht zum Beispiel auch der Nachbau einer Blide auf dem Gelände.

Das Kriegsgerät die Blide

Wandern im Salzgitter Höhenzug Blide Eine Blide ist ein Kriegsgerät aus längst vergangenen Tagen. Sie wurde circa ab dem Jahr 1200 gebaut und ist wohl eine byzantinische Entwicklung. Es ist ein Belagerungsgerät des Mittelalters und war die zu ihrer Zeit größte und präziseste Wurfwaffe. Mit ihr konnte man Steine bis zu 450 Meter weit schleudern, was zur damaligen Zeit enorm war. Zum Vergleich, mit einem Langbogen konnte man circa 200 Meter weit schießen. Funktioniert hat das Ganze über einen circa 15 – 20 Meter langen Wurfarm, an dem am kurzen Ende ein Gegengewicht mit circa 12 Tonnen befestigt war. Am langen Ende des Wurfarms war eine Schlinge, in die der Stein für den Abwurf gelegt wurde. Beim Auslösen fiel das Gegengewicht nach unten und schleuderte den circa 30 Kilogramm schweren Stein im hohen Bogen davon. Die Wurfbahn und die Reichweite wurden dabei über die Länge der Schlinge und das Justieren des Gegengewichtes bestimmt. Das Laden einer solchen Waffe hat mit 4 Leuten rund eine halbe Stunde gedauert. Noch heute gibt es Nachbauten von Bliden, die zur Veranschaulichung und zur Untersuchung genutzt werden.

Geopfad Lichtenberg

Wandern im Salzgitter Höhenzug Burg Lichtenberg Ihr seht also, es gibt viel zu sehen hier. Es lohnt sich also ein wenig Zeit einzuplanen. Nach unserer Geschichtsstunde geht es nun durch das ehemalige Tor auf zu einer Runde durch die umliegenden Wälder. Unter anderem stößt man hier auf den „Geopfad Lichtenberg“, welcher uns auf acht Kilometern durch das Landschaftsschutzgebiet führen soll und uns einiges über die Geologische Geschichte des Salzgitter-Höhenzug erzählen soll. Leider war der Weg schlecht beschildert, zumindest wir konnten ihm nicht vernünftig folgen und suchten vergebens nach Schildern und Erklärungstafeln. Deswegen haben wir einfach so eine schöne Runde durch den Wald gedreht. Denn auch so lädt der Wald für einen Spaziergang ein, da es hier schöne Bänke gibt, die immer wieder zum Verweilen einladen.

Wandern im Salzgitter Höhenzug Salzgitter AG Am Ende des Rundwegs kommen wir an dem „Aussichtspunkt Salzgitter Lichtenberg“ raus, wo wir einen herrlichen Blick über das Land genießen können. Wir sehen in der Ferne das zur Salzgitter-Gruppe gehörende Stahlwerk, welches zum fünftgrößten Hersteller Europas für Flach- und Profilstahl zählt. 1858 als Teil der Ilseder Hütte gegründet und eine der ersten Aktiengesellschaften, wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg zur heutigen Salzgitter AG. Das Werk selbst läuft heute unter dem Namen „Salzgitter Flachstahl GmbH“ und ist die größte Stahltochter in der Salzgitter Gruppe. Hier wird unter anderem Flachstahl für die Fahrzeugindustrie, für den Handel oder die Bauindustrie hergestellt.

Das Unglück von Lengede

Wandern im Salzgitter Höhenzug Lichtenberg Ein weiterer Punkt, der ins Auge sticht, ist ein einzelner Berg. Der „Seilbahnberg“ ist mit rund 157 Metern nicht nur die höchste Erhebung im Landkreis Peine, sondern auch ein Zeichen für den Lengeder Bergbau. Die rund 450.000 Kubikmeter Abraumerde aus dem Tagebau Mathilde verdanken den Namen der Drahtseilbahn. Diese Bahn beförderte Loren mit der Erde aus dem Tagebau nach oben und kippte sie dort ab. In der Öffentlichkeit wurde Lengede sicher eher bekannt durch das Grubenunglück am 24. Oktober 1963. Bei diesem Unglück brach einer der Klärteiche und überflutete die Stollen. Viele der 129 Bergleute unter Tage konnten sich in den ersten Stunden retten, einige konnten erst nach Tagen gerettet werden. 11 Leute konnten erst nach 10 Tagen ohne Essen und Trinken gerettet werden. Ihr Überleben grenzte an ein Wunder, weswegen man heute noch von dem „Wunder von Lengede“ spricht. Leider verloren aber auch 29 Menschen bei diesem Unglück ihr Leben, ihre Namen findet man heute auf einer Gedenktafel an der Stelle der Rettungsbohrung. Im Rathaus von Lengede gibt es seit 2007 eine Dauerausstellung zum Unglück. Des Weiteren gibt es mehrere Verfilmungen dazu.

Bergbau "Grube Haverlahwiese"

Wandern im Salzgitter Teich Wir gehen weiter, überqueren die Straße und den Parkplatz und gehen wieder in den Wald. Nach einiger Zeit kommen wir zum Schachtteich Haverlahwiese. Dieser Teich ist, genau wie der weiter hinten gelegene Tagebau, ein Teil der „Grube Haverlahwiese“. Bis zum 30. Juni 1982, als die Grube geschlossen wurde, war sie die größte Eisenerzgrube in Deutschland und eine der förderstärksten in Europa. Anfang des 19. Jahrhunderts begannen hier Abbauten im kleinen Stil bevor 1890 die Ilseder Hütten das Land erworben. Mit der Machtergreifung Hitlers wurde das Gebiet zunehmend ausgeweitet und im Jahr 1937 durch die „Reichswerke Hermann Göring“ übernommen. In den 1960er Jahren wurden viele Gruben geschlossen, da günstigere ausländische Erze auf den deutschen Markt drängten und es eine nachlassende Nachfrage nach Stahl und Eisen gab. Die Grube Haverlahwiese konnte nur durch die hohe Fördermenge einer Schließung entgehen. Am 30. Juni 1982 wurde dann aber auch diese Grube geschlossen und nach den letzten Demontagen und Aufräumarbeiten fuhr am 30. Juni 1983 die letzte Seilfahrt. 81 Millionen Tonnen Roherz konnten in der Zeit des Betriebes der Grube gefördert werden, was über die Hälfte der Fördermenge aller Salzgitter‘ Gruben ausmachte.

Das Burgfräulein

Von hier aus gehen wir dann durch den Wald wieder zurück Richtung Parkplatz, wo das „Burgfräulein“ nun auf uns wartet. Hier kann man sich für einen guten Preis ein Bierchen und eine Bratwurst gönnen. Oder auch ein Stück Kuchen und ein Käffchen, wie es einem beliebt. Ob der Imbisswagen immer hier steht, kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen. Ich denke aber, bei schönem Wanderwetter stehen die Chancen sehr gut. 

Nach einer Stärkung sind wir dann aber auch am Ende unserer Runde. Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook. Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.

Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.

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