6.3/10

Anspruch: Einsteiger
Strecke: 12,2 km
Gastronomie Empfehlung: Pension & Gaststätte Polenztal
Startpunkt: 50°58’37.3″N 14°06’46.9″E

Heute nehme ich euch mit zu einer Wanderung durch das Polenztal und zur Brand-Aussicht. Auf diese schöne Tour bin ich durch einen Freund gestoßen, der diese Tour als Teamevent organisiert hat. Da die Strecke eine schöne Möglichkeit bot, die Brand-Aussicht mit einer Rundwanderung zu verbinden, möchte ich euch diese hier gerne vorstellen.

Parken und starten werden wir dieses Mal in Hohnstein. Macht euch aber keine Hoffnung auf einen gratis Parkplatz, in Hohnstein muss man überall einen Parkschein ziehen. Die Kosten belaufen sich dabei auf 1€ die Stunde und 5€ für den gesamten Tag. Ich habe euch wie immer einen Parkplatz oben in den Koordinaten markiert. 

Die Burg Hohnstein

Burg Hohenstein Vom Parkplatz aus geht es ein Stück durch Hohnstein selbst, bevor wir in den Wald kommen und zur ersten Aussicht auf die Burg Hohnstein. Gebaut wurde diese Burg im 12. Jahrhundert und diente dort als böhmische Grenzfeste gegen die Markgrafschaft Meißen. Sie war somit ursprünglich gegen Sachsen errichtet wurden. Die anfänglich errichtete Holzburg diente in den ersten Jahren hauptsächlich als Gerichtsstand und Gefängnis. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Burg dann nach und nach zu einer Steinburg umgebaut.

Burg Hohenstein Im Jahre 1861 wurde sie unter anderem als Besserungsanstalt für Männer genutzt, eine sogenannte „Korrektionsanstalt für Männer“. 1919 funktionierte man die Burg dann in ein Jugendgefängnis um. Ein paar Jahre später, 1926, wurde aus ihr eine Jugendherberge. Dies blieb sie dann bis 1933/34. Dann wurde die Burg als Konzentrationslager benutzt, bevor sie 1935 wieder zur Jugendherberge für die Hitlerjugend umgewidmet wurde, um dann während des Zweiten Weltkriegs wieder als Konzentrationslager zu dienen.

Burg Hohenstein Nach dem Krieg war die Burg eine Zuflucht für Flüchtlinge und wurde 1949 wieder als Jugendherberge bewirtschaftet. 1996 wurde die Burg an den Verein Häuserwerk des Deutsche Naturfreunde e.V. verpachtet. Da dieser aber 2007 Insolvenz anmelden musste, wurde die Burg seitdem in Insolvenz bewirtschaftet. Dies führte natürlich dazu, dass viele wichtige Restaurationen ausblieben, wodurch die Burg in immer schlechteren Zustand geriet. Seit 2017 konnten viele Teile der Burg nur noch unter Auflagen genutzt werden. Es wurden alle Pachtverträge gekündigt und seit 2018 übernimmt nun die Stadt Hohnstein den Betrieb. Die Stadt sucht seitdem einen neuen dauerhaften Betreiber für die Burg. Die Investitionskosten für die Restaurierung und Sanierung werden auf circa 12 Millionen Euro geschätzt. 

Die Gautschgrotte

Gautschgrotte mit Tafel Nach unserem kurzen Exkurs zur Burg Hohnstein kommen wir dann auch recht schnell zur Gautschgrotte. Diese Grotte wurde nach Karl Gautsch benannt, der von 1810 bis 1880 lebte. Er war Gerichtsdirektor und Rechtsanwalt, befasste sich aber viel mit der Heimatkunde. 1881 wurde vom damaligen „Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz“ eine Steintafel zu Ehren von Karl Gautsch an der Grotte angebracht. Übrigens war dieser Gebirgsverein maßgeblich für die touristische Erschließung des Elbsandsteingebirges verantwortlich. Warum der Verein seinem Mitglied diese Ehre erwies und die Grotte nach ihm benannte, ist nicht ganz klar. Vermutungen gehen dahin, dass er in einem Artikel in der Vereinszeitschrift von dieser Grotte schwärmte. Ein kleiner Fakt am Rande:  im Winter kann sich hier durch das über den Felsen von oben herunterfließende Wasser ein riesiger Eiszapfen bilden. Dieser reicht dann teilweise über die komplette Höhe der Grotte, weswegen sie früher auch „Kaltes Loch“ genannt wurde. 

Boofen in der Diebshöhle Eventuell ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen, wir befinden uns hier wieder auf dem Malerweg. Über den Malerweg habe ich schon einmal berichtet. Im Beitrag „Historische Bauten im Wesenitztal“ läuft man ein Stück auf der ersten Etappe. Diesmal befinden wir uns auf der dritten Etappe. Auf dieser läuft man von Hohnstein bis nach Altendorf. Wir folgen also dem Malerweg und kommen als nächstes an der Diebshöhle vorbei, eine kleine unscheinbare Höhle am Wegesrand, bevor wir weitergehen und letztlich auf die Brandstraße treffen. Diese führt uns dann direkt zum Brand und der Brand-Aussicht.

Der Brand

Brandbaude mit Blick auf den Lilienstein Der Brand ist ein circa 187 Meter über dem Polenztal gelegener Aussichtspunkt, welcher selbst 317,4 Meter ü. NN liegt. Seine erste touristische Erwähnung ist auf das Jahr 1801 datiert. Wobei er schon weit vorher bekannt gewesen sein muss, denn nicht weit vom Brand befand sich in südlicher Richtung ein Felsenriff, welches bereits im 15. Jahrhundert als Bergwacht und Vorburg der Burg Hohnstein diente. Heute kann man hier einen wunderschönen Ausblick in die Sächsische Schweiz genießen. Die Brand-Aussicht ist nicht ohne Grund eine der beliebtesten der ganzen Sächsischen Schweiz. 

Brand Aussicht auf den Lilienstein Wer möchte kann hier natürlich in die Brand-Baude einkehren. Die erste Versorgung von Wanderern begann hier wohl schon um 1835 in einem einfachen kleinen Rindenhäuschen. 1856 baute man dann ein massives Blockhaus welches 1877 um die heutige Gaststätte erweitert wurde, um den ansteigenden Besuchermassen noch Herr zu werden. Die Gaststätte wurde 1899 um ein Stockwerk erweitert, bevor dann 1893 ein großes Logierhaus hinzukam. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie in der DDR als Ferienheim genutzt und stand dann lange leer, bis sie 2006 einen neuen Betreiber fand. Nach einer umfangreichen Sanierung steht sie seit 2007 allen Besuchern offen. Hinter dem Gaststättengebäude auf der Terassenseite gibt es übrigens einen kleinen Durchgang zu der eigentlichen Brandaussicht. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. 

Abstieg ins Polenztal und zur Waltersdorfer Mühle

Walthersdorfer Mühle Lost Place Vom Brand geht es dann wieder ein Stück die Brandstraße zurück, bevor wir dann durch den Schulzengrund absteigen ins Polenztal. Hier kommen wir an der Waltersdorfer Mühle raus. Diese Mühle war ursprünglich eine Mahl- und Schneidemühle, an welche 1897 ein Gasthaus angebaut wurde. Dieses Gasthaus wurde im Schweizer Stil errichtet und erfreute sich großer Beliebtheit. Heute ist die Mühle ganz schön in die Jahre gekommen. Sie hat aber wohl mittlerweile einen neuen Betreiber gefunden, der sie nach und nach restauriert. An schönen Tagen kann man hier zumindest ein paar Speisen und Getränke zu sich nehmen. Von einer Gaststätte kann man sicher noch nicht wieder reden, aber immerhin ein Imbiss ist möglich.

Polenz im Polenztal Von der Mühle aus wandern wir nun durch das Polenztal. Hier führt uns ein Weg durch diese malerische Natur immer am Rande der Polenz entlang. Schon im Jahre 1910/12 wurden Teile des Polenztals zum Naturschutzgebiet erklärt, womit es, zusammen mit dem Brandgebiet, das erste Naturschutzgebiet Sachsens war. 1940 wurde das Engtal zum Naturschutzgebiet erklärt und seit 1990 gehört das komplette Tal zum Nationalpark „Sächsische Schweiz“. Kleiner Fakt am Rande: 1893 gab es wohl Bestrebungen, an der Waltersdorfer Mühle die Polenz anzustauen. Hier wollte man ähnlich der Kirnitzsch Gondelfahrten ermöglichen. 40 Jahre später gab es noch einen zweiten Versuch, beide wurden aus Naturschutzgründen abgewiesen.

Einkehr in der Gaststätte Polenztal

Schnitzel mit Salat Am Ende unseres Weges durch das Tal kommen wir nun zur Gaststätte Polenztal, eine tolle Möglichkeit zum Einkehren. Hier kann man in der gemütlichen Gaststube sitzen oder bei schönem Wetter draußen auf der Terrasse. Man hat einen schönen Blick auf den danebengelegenen Hockstein. Es gibt hier gute bürgerliche Küche zu anständigen Preisen. Die Portionen sind ausreichend um sich nach einer schönen Wanderung zu stärken und auch geschmacklich kann die Gaststätte punkten. Das Schnitzel war selbstgemacht und wirklich sehr gut, aber auch die anderen Gerichte waren alle liebevoll angerichtet. Lasst euch hier ein Päuschen also nicht entgehen. 

Aufstieg aus dem Polenztal zum Bärengarten

Schindergraben Nach dem guten Essen, geht es nun langsam auf den Rückweg. Wir überqueren die Polenz hinter der Gasstätte und gehen den Schindergraben hinauf. Dieser Weg verdankt den Namen dem einstigen Hohnsteiner Schinder, auch Abdecker oder Feldmeister genannt. Er lebte unterhalb der Burg Hohnstein und war für die Beseitigung von Tierkadavern zuständig. Aber nicht nur dafür war er zuständig, er ging auch dem Scharfrichter zur Hand. Die letzte Hinrichtung in Hohnstein fand übrigens im Jahre 1795 statt. 

Bärenfang am Bärengarten Am Ende des Schindergrabens treffen wir dann auf den Bärengarten. Dieser Garten wurde im Auftrag von Kurfürst Christian II. im Jahre 1609 angelegt, aber auch schon vorher, 1522, wird von einem „Tyrgartten“ in Hohnstein berichtet. Hier im Bärengarten wurden Tiere nur zu dem Zweck gehalten, den Adel zu bespaßen. Die Tiere wurden bei grausamen Hetzjagden auf dem Dresdner Altmarkt und im Schlosshof von Dresden eingesetzt. 

Bärenfang am Bärengarten Schon damals aber wurden die Mauern schnell baufällig und teilweise „undicht“, sodass auch mal Bären ausbrechen konnten. Diese kamen dann teilweise auch in die Stadt Hohnstein, weshalb 1756 alle Tiere im Bärengarten durch den damaligen Förster zum Abschuss freigegeben wurden. Das war das Ende des Bärengartens und seitdem holt sich die Natur die Mauern Stück für Stück zurück. Recht markant ist heute noch der Bärenfang am Schindergraben, durch den wir gerade aufgestiegen sind. Dies ist das letzte, gut sichtbare Überbleibsel des Bärengarten. 

Stiege zum Ritterfelsen

Aufstieg zur Ritterstiege An dieser Stelle habt ihr zwei Optionen, wie ihr die Wanderung fortsetzen könnt: entweder nach rechts, den Bärengartenweg zurück nach Hohnstein folgend, oder links der Mauer die Ritterstiege zum Ritterfelsen hinauf. Die Ritterstiege ist ein nicht ganz so einfacher Aufstieg, für den man auf jeden Fall trittsicher sein sollte. Da er auch eine nicht befestigte Leiter hat, würde ich Hundehaltern oder Wanderern mit Kind an dieser Stelle empfehlen den Rückweg über den Bärengartenweg zu nehmen und diese „Kletterpartie“ auszulassen. 

Leiter in der Ritterstiege Für alle die die Ritterstiege genommen haben, bietet sich noch einmal ein wunderschöner Blick auf die Burg Hohnstein. Hier vom Ritterfels aus kann man gerade zu den Hockstein sehen und dahinter sogar das Dach der Hocksteinschänke. Vor uns liegt das Polenztal, aus welchem wir gerade gekommen sind. Warum dieser Aussichtspunkt Ritterfelsen heißt, kann ich nur vermuten. Vielleicht wurden hier die ansässigen Ritter der Burg zum Ritter geschlagen. Wenn ihr mehr wisst, lasst es mich gern in den Kommentaren wissen. 

Ob ihr nun das letzte Stück über den Bärengartenweg oder über den Ritterfelsen gegangen seid, bleibt sich gleich. Wir sind wieder in Hohnstein und damit am Anfang unserer Runde. Wer über den Ritterfelsen zurück zum Auto geht, kommt noch an einem großen gelben Haus mit grünem Balkon vorbei. Hier wohnt ein ehemaliger Moderator der Fernsehsendung BIWAK. Diese Sendung hat unter anderem die 14 Achttausender im Erzgebirge bekannt gemacht. Wer die nicht kennt, kann ja mal in meinen Beitrag „3 Achttausender und die Kohlhaukuppe“ schauen, da erzähle ich etwas mehr darüber. 

Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook.  Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.

Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.

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