Diesmal geht es zur Abwechslung nicht zu einer Wanderung, sondern ich nehme euch mit zum Sightseeing auf die Festung Königstein. Ich werde euch ein bisschen was zur Geschichte erzählen und über den schönen Rundweg, den man auf der Außenmauer der Festung machen kann. Von hier hat man nämlich einen wunderschönen Blick auf die Umgebung und die Sächsische Schweiz.
Wer noch eine schöne Wanderung mit der Festung Königstein sucht, der findet diese natürlich auch auf meiner Webseite. Im Beitrag „Von der Festung Königstein zum Pfaffenstein“ gibt es eine tolle Wanderung, die euch hier an der Festung vorbeiführt und den Patrouillenweg zeigt. Da es über die Festung selbst aber weit mehr zu sagen gibt, als in eine Wanderempfehlung passen würde, gibt es nun hier einen extra Beitrag. Also seid gespannt und lasst uns gemeinsam die Festung Königstein erobern.
Die Eroberung der Festung Königstein
Das ist auch schon unser erstes Stichwort: „Eroberung“. Denn so klären wir gleich mal die wichtigste Frage, in der Geschichte jeder Burg oder Festung. Die Festung Königstein wurde nie erobert und die Festungsmauern nie bezwungen. Wobei dies auch nicht ganz richtig ist, denn eine Ausnahme hat es tatsächlich gegeben. Der obere Festungswall wurde ein einziges mal von einem Schornsteinfeger, Johann Friedrich Sebastian Abratzky, bezwungen. Er erklomm im Jahre 1848 als Einziger jemals die Festungsmauern und das ohne jegliche Hilfsmittel. Wer sehen möchte, wo genau er die Festung „eroberte“, der kann gern mal in meine Wanderung um die Festung Königstein schauen, da zeige ich euch die Stelle.
Der Patrouillenweg der Festung Königstein
Anfangs stand hier eine Burg, die erstmals 1233 in einer Urkunde König Wenzels I. erwähnt wurde. Da war von einem „Burggraf Gebhard vom Stein“ die Rede, womit offensichtlich Königstein gemeint war. Aber auch vorher wurde dieser Felsen hier schon bewirtschaftet. Im Jahre 1406 bis 1409 kam die Burg dann in den Besitz der Wettiner, dem Sächsischen Herrschaftsgeschlecht. Bevor die Burg zur Festung ausgebaut wurde, erbaute man den Brunnen, um die Wasserversorgung zu sichern. Dies geschah im Jahr 1563. Da wurde der 152,5 Meter tiefe Brunnen angelegt, der bis heute nicht nur Sachsens tiefster Brunnen ist, sondern auch der zweittiefste in Europa.
Nach dem Brunnenbau wurde dann 1589 die Burg auf Befehl von Kurfürst Christian I. zur Festung ausgebaut. Im Zuge dessen entstanden in den folgenden Jahren viele Gebäude, die bis heute erhalten sind, darunter das Torhaus, die Alte Kaserne, die Christiansburg und das Alte Zeughaus. Damit wurde die Festung zur stärksten Festungsanlage in Sachsen. Während dieses Ausbaus wurde auch der bis dahin noch recht zerklüftete Berg mit Mauern und Wehranlagen ausgebaut. Dazu gehörten unter anderem auch die kleinen runden Wachtürme, die wir immer wieder entlang der Festungsmauern sehen.
Der Rundweg entlang der Burgmauern
Dies ist auch meine Empfehlung, um die Festung zu erkunden. Es gibt einen schönen Weg entlang der Festungsmauer, wobei man den größten Teil der Festung kennenlernt. Man sieht hier nicht nur viel von der Festung, sondern hat von hier aus auch so viele schöne Blicke auf die Umgebung und die Sächsische Schweiz. Man kann von den Festungsmauern über den im Tal liegenden Ort Königstein über die Elbe zum gegenüberliegenden Tafelberg, dem bekannten Lilienstein, schauen. Man sieht von den Mauern aus hinter der Papierfabrik den Quirl und kann bis zum Pfaffenstein schauen. Wer diese Berge übrigens mal von Nahem sehen möchte, der sollte sich meine Wanderempfehlung „Von der Festung Königstein zum Pfaffenstein“ anschauen. Nun aber erst einmal mehr vom Rundweg.
Das Torhaus und die Friedrichsburg
Der Aufstieg zum Festungsplateau erfolgt über das Torhaus. Dieses verfügt im Keller über einige Schießscharten und Verteidigungsanlagen, um Angreifern den Aufgang zur Festung zu erschweren. In den oberen Stockwerken des Gebäudes waren Wohnbereiche. Wenn ihr das Plateau erreicht habt, geht ihr über den Augustus-Platz, welcher zu Ehren des ersten sächsischen Königs, Friedrich August, im Jahr 1815 angelegt wurde. Danach kommen wir zur Friedrichsburg. Dieser große Turm wurde ursprünglich als Beobachtungs- und Flankierungsturm gebaut, bevor 1731 der Umbau zum barocken Pavillon erfolgte. Im Jahr 1999 erfolgte die Rekonstruktion des Hubtisches im Inneren. Heute kann dieser Pavillon zu besonderen Anlässen gemietet werden, zum Beispiel als Standesamt für Hochzeiten.
Das Blitzeichenplateau der Festung Königstein
Als nächstes gehen wir an den Batterieständen vorbei. Dies sind Wälle, die auf der Rückseite offen sind, um hinter ihnen Geschütze in Stellung bringen zu können. Dahinter kommen wir dann gleich auf das Blitzeichenplateau. Dieses verdankt seinen Namen tatsächlich einer großen, 300 Jahre alten Eiche, die hier Anfangs stand und in die mehrere Male Blitze eingeschlagen sind. Im 19. Jahrhundert wurde der Platz zum Artilleriebeobachtungsstand umgebaut und 1992 wurde hier auch eine neue Eiche geplant. Heute steht hier unter anderem die Napoleonküche, ein kleiner Imbissstand, wo es unter anderem eine ganz gute Currywurstpfanne mit Pommes gibt.
Die Kasematten
Gleich dahinter kommt die Schatzkasematte, welche 1804 erbaut und 1853 neu gewölbt wurde. Als nächstes folgt dann die sogenannte Königsnase, welches der am weitesten nach Osten reichende Punkt der Festung Königstein ist. Kurz hinter diesem Punkt liegt dann auch der Abratzky-Kamin. Ihr erinnert euch, der Schornsteinfeger, der als einziger je die Festungsmauern bezwungen hat. Nun kommen wir noch zur Pestkasematte, wo eine Felsspalte ausgebaut wurde, um Pestkranke isolieren zu können. Diese Nutzung wurde aber nie nachgewiesen, man weiß nur, dass die Kasematte Ende des 19. Jahrhunderts dann als Artilleriebeobachtungsstand genutzt wurde. Eine Kasematte bezeichnet übrigens ein im Festungsbau vor Artilleriebeschuss geschütztes Gewölbe.
Das Alte Zeughaus
Hinter den Kasematten laufen wir dann auf ein großes Gebäude zu, dem ehemaligen Lazarett der Festung, welches 1878 erbaut wurde. Direkt dahinter steht das 1594 erbaute alte Zeughaus. Hier wurden Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und instand gesetzt. Solche Gebäude wurden damals immer als Zeughaus bezeichnet, weil hier jegliches „Zeug“ gelagert wurde. Heute würde man sowas eher als „Arsenal“ bezeichnen. 1871 wurden in diesem Zeughaus im unteren Geschoss Zellen eingebaut, um es zusätzlich als Gefängnis zu nutzen.
Der Panoramaaufzug
Wenn wir das Plateau überqueren, kommen wir auf den Panoramaaufzug der Festung zu. An dieser Stelle wurde 1589 ein Lastenaufzug mit Tretrad erbaut, den man Kranich nannte. Daher heißt das Plateau hier auch Kranichplateau. Später wurde das Tretrad dann natürlich ersetzt. Erst durch eine Dampfmaschine und dann durch einen Elektromotor. in den Jahren 2004 und 2005 erfolgte dann der Bau des Panoramaaufzugs, welcher bis zu 18 Personen über eine Höhe von 42 Meter transportieren konnte. 1,7 Millionen Euro wurden für den Bau vom Land Sachsen bereitgestellt und 2006 wurde der Aufzug dann in Betrieb genommen. Mittlerweile ist der Panoramaaufzug leider außer Betrieb. Wann und ob der Aufzug wieder in Betrieb geht, ist unklar.
Verteidigungsanlagen
Nun sind wir schon fast am Ende unseres Rundwegs auf dem Festungswall. Wir sehen hier noch einmal das Torhaus und die Wehranlagen des Eingangsbereiches der Festung Königstein von oben. Hier sieht man auch noch einmal eine Batterie von Kanonen, wodurch man eine ungefähre Vorstellung der Verteidigungsstärke der Festung bekommt. Da die Festung seit der Erbauung über die Jahrhunderte immer auf dem neusten Stand bei en Verteidigungsanlagen gehalten wurde, galt sie als uneinnehmbar. Das ist wohl auch der Grund, warum die sächsischen Landesherren in unruhigen Zeiten hier Schutz suchten und ihre Reichtümer hier in Sicherheit brachten.
Von hier oben haben wir übrigens auch einen schönen Blick auf die „Niederen Werke“, auch Verteidigungsanlagen. Dies sind die sternförmigen Mauern, die man am unteren Ende der Mauern sieht. Wenn ihr darüber noch mehr erfahren wollt, schaut nochmal in meine Wanderempfehlung „Von der Festung Königstein zum Pfaffenstein„, dort erkläre ich auch, wozu diese Verteidigungsanlagen dienten. Die Wälder vor diesen Mauern gab es übrigens damals so auch nicht, da diese natürlich die Sicht behindern hätten. Da man Feinde möglichst zeitig ausmachen musste und auch freie Schussbahn auf diese brauchte, war der Wald rund um die Festung abgeholzt.
Das Weinfass
Nun befinden wir uns wieder am Anfang unserer Runde. Hier stehen wir dann vor dem Proviantmagazin der Festung, in dessen Keller das riesige Weinfass stand. Dieses Weinfass wurde auf Wunsch von August dem Starken in den Jahren 1722-1725 gebaut. Das Fass hatte ein Fassungsvermögen von 249.838 Litern und wurde nur ein einziges mal mit Landweinen aus der Meißner Region gefüllt. 1818 musste das Fass dann wegen Baufälligkeit abgebaut werden. Heute gibt es einen 1:1 Nachbau des Fasses, welches man im Rahmen einer Führung besichtigen kann.
Führung ist dann auch das Stichwort. Um nicht alles vorweg zu nehmen und einen Museumsbesuch nicht obsolet zu machen, soll es das nun auch gewesen sein. Den Rest erlebt ihr am besten selbst, denn ein Besuch in den einzelnen Häusern und Museen lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt hier wirklich viel zu entdecken, also lasst euch einen Besuch auf der Festung Königstein nicht entgehen.
Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook. Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.
Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.