Anspruch: Fortgeschritten
Strecke: 13,6 km
Gastronomie Empfehlung: keine gute
Startpunkt: 50°55’08.7″N 14°04’30.0″E
Heute nehme ich euch mal wieder mit zu einer Wanderung durch die Sächsische Schweiz. Diese Runde startet in Königstein und führt uns als erstes zur gleichnamigen Festung. Wir werden den Pattrouilenweg kennenlernen und die Festung mal aus einer anderen Perspektive sehen. Von dort werden wir vorbei an einer Papierfabrik zum Quirl aufsteigen. Dort gibt es natürlich auch wieder schöne Ausblicke, bevor es weiter zum Pfaffenstein geht. Hier gibt es nicht nur schöne Aussichten, sondern wir machen auch einen Abstecher zur berühmten Barbarine.
Der Start unserer Tour ist am Bahnhof in Königstein, die Tour ist also sehr gut auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wer mit Auto kommt, der sollte lieber wieder zeitig da sein, denn der Parkplatz bietet nicht besonders viel Platz. Ich habe ihn euch natürlich wie immer oben in den Koordinaten verlinkt. Der Parkplatz ist nicht kostenfrei, ein Tagesticket kostet hier fünf Euro. Also vergesst nicht, etwas Geld dabei zu haben. Nun geht es aber auf zur Wanderung.
Aufstieg zur Festung Königstein
Hier geht es als erstes ein kleines Stück durch den Ort, wo wir an der Stadtkirche vorbeikommen, die Sankt Marien Kirche. Die erste Kirche wurde hier circa um 1450 gebaut. Diese brannte aber leider im Jahr 1559 ab und wurde daraufhin wegen Baufälligkeit abgerissen. Erst 1704 wurde hier wieder eine größere Kirche errichtet, die 1810 leider wieder einem Stadtbrand zum Opfer fiel. 1823 erfolgte der Wiederaufbau und 1985 und 1992 noch Sanierungen, die sie in den Zustand brachten, wie wir sie heute sehen.
Kurz danach geht es nun zum Aufstieg zur Festung, wo wir wieder einmal ein Stück auf dem Malerweg entlang gehen. Über dessen 1. Etappe habe ich euch ja schon einmal in einem anderen Artikel berichtet. Auf dieser Tour laufen wir ein Stück der 7. Etappe entlang und folgen dem Weg bis hoch zur Festung.
Der Patrouillenweg der Festung Königstein
Da es über die Festung so viel zu schreiben gibt, habe ich ihr einen eigenen Artikel gewidmet, da das den Rahmen einer Wanderempfehlung mehr als sprengen würde. Wer also mehr über die Festung Königstein erfahren will, wird in diesem Artikel fündig: „Die Festung Königstein„. Für alle anderen geht es jetzt auf den Patrouillenweg, einen Rundweg am Fuße der Mauern einmal um die Festung Königstein herum. Aber etwas Vorsicht ist hier geboten, denn ein Warnschild weist darauf hin, dass man den Weg auf eigene Gefahr begeht. Das möchte ich auch hier noch einmal anmerken, ihr geht den Weg auf eigene Gefahr! Also immer schön vorsichtig sein!
Auf dem Weg zum Patrouillenweg kommen wir an den „Niederen Werken“ vorbei. Dies sind die Mauern, an denen wir vorbeigehen, die oberhalb große Metallspitzen haben, um potenziellen Angreifern das Erklimmen zu erschweren. Hinter diesen Mauern standen auch Kanonen, die zum Beschuss von Feinden dienten, die schon näher an die Burg herangekommen waren. Denn mit den Kanonen, die oben auf der Festung waren, konnte man nur auf entfernte Ziele schießen. Warum, fragen sich vielleicht einige? Dies ist recht einfach erklärt: da die Kanonen weit oben standen, hatte die Kugel natürlich einen gewissen Flugbogen. Da man mit einer Kanone nun aber nicht nach unten schießen kann, da die Kugel sonst einfach aus dem Lauf rollt, gab es einen gewissen Bereich, über den die Kanone nur hinwegschießen konnte. Also quasi einen toten Winkel. Um diesen auszugleichen, wurden auch Kanonen weiter unten am Fuße der Mauern in weiteren Verteidigungsanlagen aufgestellt. So konnte man auch diesen „toten Winkel“ mit Kanonenfeuer abdecken und einen Angriff erschweren.
Der Abratzky-Kamin
Ein Stück weiter auf dem Patrouillenweg finden wir einen kaminartigen Schacht. Dieser nennt sich „Abratzky-Kamin“ und verdankt seinen Namen dem Schornsteinfegergesellen Sebastian Abratzky. Er schaffte es im Jahr 1848 die Festung Königstein illegalerweise zu erklettern, ganz ohne Hilfsmittel. Seine Tat blieb aber nicht ungesühnt, er wurde vom Festungskommandanten mit 3 Tagen Haft bestraft. Dies ist die einzige Ersteigung, die es in der Geschichte der Festung Königstein je gegeben hat. Heute ist das Klettern in diesem Kamin zwar erlaubt, aber es ist streng verboten, die Brustwehr zu übersteigen und das Festungsgelände zu betreten.
Danach kommen noch einige schöne Aussichten, sowohl auf die Festung als auch über das Elbtal und hinunter nach Königstein. Wir kommen auch noch an einer Liebesgrotte vorbei, die aber leider gesperrt ist wegen Absturzgefahr. Gefunden habe ich leider wenig dazu. Aber ich könnte mir gut vorstellen, das dies damals einfach ein Unterstand für die patrouillierenden Soldaten war.
Am Ende des Patrouillenwegs kommen wir wieder auf dem großen Parkplatz, dem Festungsvorhof, an. Von hier aus geht es dann ein Stück die Straße hinunter, wo wir zum Friedhof der Festung kommen.
Der Friedhof der Festung Königstein
Der Friedhof der Festung ist kaum noch zu erkennen. Bis auf ein paar Grundmauern und dem Rest des Gruftgebäudes steht hier nicht mehr viel. Gegenüber von unserem Weg, auf der anderen Seite des Friedhofes, sieht man zwei große Kastanien stehen. Dies war der alte Eingang zum Friedhof. Anfangs wollten die Menschen der Burg sich hier ungern begraben lassen, denn man glaubte das man eher ins Himmelreich kommt, je näher man bei der Kirche, also bei Gott, begraben ist. Deswegen ließen sich die Bessergestellten und Reichen auch sehr nah an der Kirche oder sogar in der Kirche selbst begraben. Deswegen war dieser Friedhof sehr unangesehen, da man sehr weit der nächsten Kirche war.
Im Gruftgebäude wurden damals die Festungskommandanten beigesetzt. Das Fenster auf der uns abgewandten Seite ist auch eher untypisch, denn sowas haben Gruftgebäude eigentlich nicht. In diesem Fall war es aber wichtig, denn wenn ein Kommandant beerdigt wurde, wurden Salutschüsse abgegeben. Diese wurden oben auf der Festung abgefeuert. Um dies zu koordinieren, stand ein Soldat außen am Fenster und beobachte, wann der Sarg hinabgelassen wurde. Dann winkte er mit einem Tuch Richtung Festung. Das war das Zeichen, die Salutschüsse abzufeuern.
Noch ein paar interessante Fakten, bevor es weiter geht:
1. Früher standen hier bis auf die zwei Kastanien keine weiteren Bäume, sodass der Blick zur Festung frei war.
2. Des Weiteren wurden damals alle, die hier begraben wurden, mit dem Kopf von der Festung weg begraben, dass wenn sie auferstehen, als erstes wieder ihre Festung sehen.
3. In dem Stück rechts neben den Kastanien gibt es eine Kriegsgräberstätte, die auch unter den Schutz des Gräbergesetzes fällt und somit einen ewigen Bestandschutz hat.
Nun geht es aber weiter.
Die Papierfabrik Königstein
Wir gehen ins Tal hinunter und kommen an der großen Papierfabrik vorbei. Eine Papiermühle fand hier das erste Mal im Jahre 1569 eine urkundliche Erwähnung. Seit 1914 ist diese Papierfabrik im Banknotengeschäft. Anfangs wurden hier Banknoten und Ausweisdokumente für die DDR gedruckt. Im Jahre 1997 wurden die Geschäftsaktivitäten mit der Papierfabrik in Louisenthal zusammengelegt, einer Papierfabrik in Gmund am Tegernsee. Seit dem firmiert die Fabrik hier als Papierfabrik Louisenthal, Werk Königstein. 1994 wurde in Louisenthal übrigens das weltweit erste Banknotenpapier mit Hologrammstreifen produziert, die 2000-Lewa-Banknote für Bulgarien. Heute ist die Papierfabrik Louisenthal der führende Anbieter von weiterentwickelten Folienelementen. Dies sind Elemente, die dreidimensionale Effekte erzeugen und Farbverschiebungen, je nachdem aus welchem Blickwinkel man schaut.
Der Quirl
Nun geht es den Berg hinauf zum Quirl, wo wir wieder auf den Malerweg stoßen und sogar auf Teile des Forststeig. Der Quirl ist ein Tafelberg, der bis zum Jahre 1800 sogar mit Feldern bewirtschaftet wurde. Doch durch die Nähe zur Festung Königstein wurde er dann für die Öffentlichkeit gesperrt. Danach fand keine Bewirtschaftung mehr statt. Zudem wurde im Zuge des Deutschen Krieges sogar der Fußweg nach oben gesprengt, damit preußische Truppen dort keine Geschütze aufstellen konnten, um die Festung unter Beschuss zu nehmen. Diesen Weg, man nennt ihn Kanonenweg, sind wir auch hinaufgekommen.
Oben auf dem Quirl haben wir einen wunderschönen Blick über die Landschaft und können hier auch eine Rast machen. Danach geht es an der Nordseite des Quirl hinunter, wo wir als erstes auf die Diebskeller treffen. Dies ist eine große Schichtfugenhöhle, an dessen Eingang ein großer Steintisch steht. Dieser wurde anlässlich eines kurfürstlichen Jagdessens erbaut. Wer eine Taschenlampe dabei hat, kann die Höhle auch betreten. Natürlich wie immer auf eigene Gefahr! Die Höhle ist übrigens die größte der Sächsischen Schweiz, sie misst ganze 29 Meter Länge und fünf bis acht Meter Breite und erstreckt sich über zwei Etagen.
Der Weg zum Pfaffenstein
Auch unser nächster Point of Interest lässt nicht lange auf sich warten. Kurz hinter dem Diebskeller kommen wir zur Boofe an der Baumannhöhle. Diese Höhle ist nicht ganz so groß und bietet einen Hauptraum. Wer möchte, kann auch hier einen Blick riskieren. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, dies geschieht alles auf eigene Gefahr! Bei uns war zu dem Zeitpunkt eine Schulklasse mit einer Höhlenführerin vor Ort, deswegen hatten wir keine Möglichkeit selbst zu schauen. Wir sind deshalb gleich weiter zum Pfaffenstein, den wir schon vor uns sehen, wenn wir über das Feld gehen.
Der Pfaffenstein
Der Pfaffenstein wurde von Carl Gottlob Jäckel touristisch erschlossen. Er war in der Sächsischen Schweiz einer der bekanntesten Fremdenführer. Anfangs war auf dem Pfaffenstein nur eine Rindenhütte um Besuchern eine Einkehr zu ermöglichen. Im Jahre 1878/79 richtete Carl Gottlob Jäckel dann einen neuen bequemeren Aufstieg zum Pfaffenstein ein, dort wo man ihn auch heute noch findet. Auf seine Bitte hin wurde dann vom Wirt des Pfaffendorfer Gasthofes im Jahre 1880 oben auf dem Pfaffenstein eine Sommerwirtschaft eröffnet. Diese wurde dann 1891 durch einen massiven Steinbau ersetzt.
Die heutige Gestalt des Gasthofes wurde dann durch eine Erweiterung in den Jahren 1897 und 1904 geschaffen. Der erste Aussichtsturm war aus Holz und stand hier bereits 1894. Dieser wurde aber im Zuge der Umbauten im Jahre 1904 abgerissen und durch den heutigen Sandsteinturm ersetzt. Die Materialien für den Bau mussten übrigens alle mühsam den Berg hinaufgetragen werden, denn der erste Lastenaufzug wurde erst 1912 gebaut. Dieser ist auch bis heute noch in Benutzung.
Gleich neben dem Turm findet ihr etwas versteckt eine Ruine. Dies ist das alte Vereinshaus des Bergschützenbundes „Falken“. Dieser wurde wohl 1905 gegründet und hatte hier oben einen Schießstand inklusive Vereinshaus. Der Bergschützenbund wurde aber 1945 verboten. Was danach mit dem Vereinshaus passierte, ist unklar. Es wurde sicher aber noch eine Weile genutzt, da man auch noch Plastikkisten darin gesehen hat. Mittlerweile ist es aber geschlossen und man kann sich die Ruine, nur noch von außen ansehen.
Klettern auf dem Pfaffenstein
Da der Pfaffenstein wohl zu einem der bedeutendsten Klettergebiete der Sächsischen Schweiz gehört, möchte ich euch auch hierzu ein paar Eckdaten geben. Das Klettergebiet um den Pfaffenstein umfasst 32 offiziell anerkannte Klettergipfel mit über 850 verschiedenen Kletterwegen und Varianten. Die Erstbesteigung erfolgte aber verhältnismäßig spät. Oscar Schuster war es, der 1900 den Nordturm das erste Mal bestieg. 1905 folgte dann die Erstbesteigung der Barbarine, unserem nächsten Ziel.
Die Barbarine
Die Barbarine ist wohl eine der bekanntesten Felssäulen der Sächsischen Schweiz, wenn nicht sogar die bekannteste. Wie schon erwähnt, wurde die Barbarine das erste Mal 1905 durch die Kletterer Rudolf Fehrmann und Oliver Perry-Smith bestiegen. Durch Blitzeinschläge wurde die Barbarine im Laufe der Jahre instabil, weshalb 1946 versucht wurde den Kopf zu stabilisieren, indem man Beton in die Vertiefungen goss. Die Erosion setzte aber weiter fort, wodurch 1964 weitere Arbeiten notwendig waren. Man umspannte den ganzen Kopf der Barbarine mit einem Stahlseil, um ihn vor weiterem Zerfall zu schützen. Auch wurde der Kopf untermauert. 1975 wurde dann ein Besteigungsverbot ausgesprochen und 3 Jahre später wurde die Barbarine 1978 zum Naturdenkmal erklärt.
Der Kopf der Barbarine wurde in den darauffolgenden Jahren mit Sandsteinverfestiger gestärkt und mit wasserabweisenden Mitteln behandelt. Des Weiteren setzte man eine Kappe aus Kunstsandstein auf den Kopf der Barbarine, um ihn vor der Witterung und dem Verfall zu schützen. Heute wird die Barbarine nur noch in Ausnahmefällen bestiegen, um den Zustand zu kontrollieren.
Das Nadelöhr
Der Abstieg vom Pfaffenstein erfolgt dann über das Nadelöhr. Dies ist, wenn man von unten kommt, der schnellste Aufstieg auf den Pfaffenstein. Das Nadelöhr hat circa 570 Stufen und hat Stellen, die so eng sind, dass keine zwei Personen nebeneinander hindurch passen. Deswegen auch der Name Nadelöhr. Erschlossen wurde dieser Pfad übrigens im Jahr 1897, nach ihm folgte nur noch der 1913 gebaute Klammweg, über den wir aufgestiegen sind.
Unten angekommen, führt uns unser Weg nur noch durch Königstein hinab zurück zum Bahnhof. Womit wir dann auch schon wieder am Ende unserer heutigen Tour sind.
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Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.