Anspruch: Fortgeschritten
Strecke: 9,8km
Gastronomie Empfehlung: keine
Startpunkt: 50°55’31.7″N 14°13’10.7″E
Die Kernzone der Sächsichen Schweiz
Diesmal geht es auf zu einer Tour in die Kernzone der Sächsischen Schweiz. Auch diese Tour stand lange auf meiner Liste, bin ich sie doch schon häufiger gegangen. Diese Tour bietet einfach so viele schöne Aussichten, dass ich sie euch vorstellen möchte. Wir kommen auf dieser Tour nicht nur auf die berühmte Schrammsteinaussicht, wie der Titel ja verspricht, sondern besuchen auch den Carolafelsen. Wir gehen durch die Hölle, sehen die Breite Kluft und werden eine Gratwanderung machen. Es ist also wirklich eine spannende Tour. Also: Auf geht`s !
Das Wichtigste ist ja wie immer der Start. Ich empfehle euch diesmal nicht nur einen Parkplatz, sondern lege euch auch ans Herz, zeitig mit der Wanderung zu starten. Denn das hat nicht nur den Vorteil, dass auf den Bergen und Wegen noch relativ wenig Betrieb ist, sondern auch, dass ihr überhaupt noch einen Parkplatz bekommt. Das ist nämlich ab zehn Uhr in der Sächsischen Schweiz gar nicht mehr so einfach. Meine Empfehlung ist daher, dass ihr so gegen acht Uhr, spätestens um neun Uhr auf dem Parkplatz seid. Koordinaten sind wie immer oben in der Kopfzeile zu finden.
Vom Parkplatz aus geht es dann auch direkt in den Wald hinein. Wir befinden und hier in der sogenannten Kernzone. Das bedeutet: nicht die Wege verlassen, keinen Müll liegen lassen, nichts an Büschen, Sträuchern oder Bäumen abreißen oder abbrechen. Dass man seinen Abfall wieder mitnimmt, versteht sich sicher von selbst!
So nun aber genug davon und ab in den Wald und durch die Hölle. Nach kurzer Zeit treffen wir nämlich auf unsere erste Stiege für unseren Aufstieg: die „Wilde Hölle“.
Die "Wilde Hölle"
Die „Wilde Hölle“ ist eine von vielen Stiegen in der Sächsischen Schweiz. Woher sie ihren Namen hat, konnte ich leider nicht finden. Vielleicht wisst ihr ja etwas darüber. Schreibt es gern in die Kommentare. Ich denke, dass der Name wohl von der Art des Aufstiegs kommt. Dieser startet leicht, bis wir das untere Ende der Affensteine erreichen. Wir schauen nach oben und sehen um uns nur Felswände. Es wirkt teilweise wie ein Schlund, aus dem wir aufschauen, eventuell ein Höllenschlund? Wer weiß. Der Aufstieg hier ist auf jeden Fall nicht ohne und für Hunde ungeeignet. Ich betone das extra, da wir mehrere Personen trafen, die versucht haben, diese Stiege mit ihren Hunden zu meistern. Das ist aber nur mit viel Mühe, helfenden Händen oder einer Trage möglich.
Bei dem Aufstieg gibt es nämlich nicht nur Treppen zu bezwingen, sondern auch Leitern und Tritteisen. Wir gehen teilweise sehr dicht am Felsen und Abgrund entlang, sodass man hier auch beide Hände frei haben sollte, um sich selbst sichern zu können. Deswegen empfehle ich diese Tour auch eher fortgeschrittenen Wanderern, die trittsicher sind und auch die richtige Ausrüstung haben. Zumindest Wanderschuhe sollten zur Grundausstattung gehören. Warum ich das in einem Wanderblog erwähne? Ich habe auf den Touren schon einiges sehen und erleben müssen, deswegen sage ich es lieber vorher.
Nach dieser kurzen „Klettereinlage“ wird der Weg wieder etwas entspannter und wir kommen auf den Affensteinen (460 m ü.NN) an. Über die Namensgebung der Affensteine sind zwei Theorien bekannt. Nach der ersten soll einem Adligen eine spektakuläre Flucht aus dem vorderen Raubschloss gelungen sein. Dabei soll sein Diener einen dressierten Affen gehabt haben, der für ihn den Felsen mit einem Seil bestieg. Dies nutzte der Adlige dann, um sich abzuseilen und nach Böhmen zu fliehen.
Die weit wahrscheinlichere Herkunft des Namens „Affensteine“ ist wohl aber, dass hier früher ein beliebter Nistplatz für Uhus war. Im altdeutschen war das Wort für Uhu allerdings „Auf“. Daraus entstand der Name „Aufensteine“, welcher sich über Generationen dann zu „Affensteine“ entwickelte.
Der Carolafelsen
Kurz nachdem wir das Plateau der Affensteine erreicht haben, müssen wir noch einen kleinen Anstieg meistern, hoch auf den Carolafelsen (453 m ü.NN). Hier erwartet uns unsere erste Aussicht. Ein fantastischer Blick über die Sächsische Schweiz bis hin zum Lilienstein und der Festung Königstein. Der Carolafelsen wurde nach Sachsens letzter Königin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp benannt. Als Gemahlin König Alberts I. beschäftigte sie sich hauptsächlich mit dem Aufbau sozialer Einrichtungen im Königreich Sachsen. 1867 gründete sie den Albert-Verein und setzte damit erste Impulse für die Armen- und Krankenfürsorge als auch für andere Wohltätigkeitsaktionen. Sie setzte sich außerdem für die Förderung Benachteiligter in Hilfs-, Kinder- und Frauenvereinen ein. Als Anerkennung wurden nicht nur viele Örtlichkeiten in Dresden nach ihr benannt, sondern auch auch die Carola-Medaille für hilfreiche Nächstenliebe.
Vom Carolafelsen geht es dann weiter über den Zurückesteig. Aber keine Sorge, auch wenn das Wort „Steig“ darin vorkommt, muss man hier nicht viel bergauf steigen. Als eine der wenigen Stiegen in der Sächsischen Schweiz hat man auf dieser gerade mal einen Höhenunterschied von 50 Metern zu überwinden. Trotzdem ist es ein sehr schöner und abwechslungsreicher Pfad mit einigen Eisentreppen und schönen Plätzchen, die zum Verweilen einladen.
Die Breite Kluft
Wenn wir den Zurückesteig hinter uns gelassen haben, kommen wir auf den Schrammsteinweg, der uns zur Breiten Kluft führt. Hier werden wir wieder mit einer der spektakulärsten Aussichten ins Land belohnt. Zwischen uns und dem gegenüberliegenden Plateau schlängelt sich die Elbe durch das Tal. Auf dem Plateau fallen uns zwei Berge auf. Der seichte Hügel ist die Kaiserkrone (350,8 m ü.NN). Der markante Stein daneben ist der Zirkelstein (384 m ü.NN). Beide sind Überreste eines einstigen Tafelgebirges und grenzen direkt an den Ortsrand von Schöna. Den Zirkelstein, der das erste Mal 1592 urkundlich erwähnt wurde, findet man auch auf einem sehr berühmten Bild Caspar David Friedrichs, dem Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“.
Wandern auf dem Gratweg
Von der Breiten Kluft geht es nun auf den Gratweg oder auch Schrammsteinweg genannt. Dieser Weg ist an manchen Stellen wirklich eine Gratwanderung, denn rechts und links vom Weg kann es schon mal steil heruntergehen. Also Vorsicht! Ansonsten bietet der Weg viel Abwechslung, nicht nur durch seine Leitern, Treppen und Felsspalten, sondern auch immer wieder durch herrliche Aussichten in die Umgebung. Wenn ihr rechter Hand hinunterschaut, wird euch irgendwann eine Scheune mit grünem Dach auffallen. An dieser Scheune gehen wir später auf unserer Wanderung vorbei und auf den dahinterliegenden Berg hoch, auf die „Hohe Liebe“. Wir haben also noch ein bisschen Weg vor uns.
Die Schrammsteine
Am Ende des Gratwegs stoßen wir dann auf einen Picknickplatz, wo wir den Aufstieg zu den Schrammsteinen finden. Die Schrammsteinaussicht (417,2 m ü.NN) ist nicht nur einer der berühmtesten Aussichtspunkte der Sächsischen Schweiz, sondern auch Teil des berühmten Malerwegs, einer der schönsten Wanderwege durch die Sächsische Schweiz. Über die 1. Etappe des Malerwegs habe ich bereits berichtet, auf der 4. Etappe des Malerwegs würde man dann hier vorbeikommen. Der höchste Punkt der Schrammsteine vor uns ist der „Hoher Torstein“ mit 425 Metern ü.NN. Aus neun Klettergipfeln besteht die vor uns liegende Felskette, an dessen Anfang der „Vorderer Torstein“ (358 m ü.NN) steht. Zwischen den Felsen sehen wir drei große Felsspalten, „Schrammsteintore“ genannt. Dies ist aber nur ein kleiner Teil der Schrammsteinkette, denn die gesamte Kette besteht aus insgesamt 80 Gipfeln und zieht sich durch die ganze Sächsische Schweiz.
Wandern zur Hohen Liebe
Nach den Schrammsteinen geht es nun erstmal bergab. Über Leitern steigt man hier den Mittelwinkel hinab. Unten angekommen, geht es dann an einer Wiese vorbei, wo wir die große Scheune mit dem Grünen Dach von Nahem sehen können. Ich sagte es ja bereits, dass wir hier nochmal vorbeikommen. Also geht es nun wie angekündigt auf den letzten Berg, die „Hohe Liebe“.
Hier geht es nochmal ein ganzes Ende bergauf, bevor wir den Gipfel (400,9 m ü.NN) mit seinem Denkmal erreichen. Dieses Denkmal wurde zu Ehren der Bergsteiger erbaut, welche im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Ca. 400 der rund 800 Mitglieder vom Sächsischen Bergsteigerbund fielen dem Krieg zum Opfer, weshalb sich der Bund kurz nach Kriegsende für die Errichtung dieses Denkmals stark machte. Am 17. Oktober 1920 wurde das Denkmal eingeweiht. Heute wird hier nicht mehr nur der damaligen Opfer gedacht, sondern allen Gestorbenen und bei Bergunfällen ums Leben gekommenen Bergsteigern. Das Gedenken, zu dem immer noch viele Bergsteiger kommen, findet immer am Totensonntag statt und gehört zum traditionellen Kalender des Bergsteigerjahres.
Amateurfunk und der Sächsische Bergwettbewerb
Bevor wir uns wieder zum Abstieg aufmachen, noch ein kleiner Fakt am Rande, vielleicht kennt es ja der eine oder andere Leser.
Alle drei Berge, Carolafelsen, Schrammsteine und Hohe Liebe, sind Berge die in die Wertung des Sächsischen Berg Wettbewerbs zählen. Dies ist kein Wanderwettbewerb, sondern ein Wettbewerb im Amateurfunk. Man sammelt Punkte, indem man auf definierte Berge geht und von dort aus mit anderen Amateurfunkern Kontakt aufnimmt. Pro Verbindung sammelt man dann Punkte die am Ende des Jahres abgerechnet werden. Am Ende gibt es dann eine Urkunde mit dem jeweils erreichten Platz. Falls ihr also mal auf einem der Berge Wanderer mit Antenne seht, wisst ihr jetzt zumindest grob warum sie eine Antenne dabei haben. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, schreibt es gern in die Kommentare. Dann mache ich da eventuell mal einen eigenen Beitrag zu.
Nun widmen wir uns aber dem Abstieg. Dieser führt erstmal wieder entlang des Aufstiegs und dann über den Butterweg zurück ins Tal. Wir kommen direkt wieder am Parkplatz „Nasser Grund“ heraus, wo unser Auto auf uns wartet. Je nachdem, wann ihr hier wieder ankommt, seht ihr, wie zugeparkt auch dieser Parkplatz sein kann.
Damit sind wir am Ende unserer Runde. Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook. Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.
Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.
4 Comments
Wir sind heute (29.8.22) die Tour gegangen und es war wirklich klasse. Die vielen Aussichten sind einfach traumhaft. Die Anleitung hat uns sehr gut geholfen und an den verschieben Punkten interessante Zusatzinfos beschert.
Die Anstiege sollte man tatsächlich nicht unterschätzen. Für Spaziergänger und kleine Kinder sind die Stiegen ungeeignet.
Der Parkplatz war sogar noch nach 10 Uhr nur halb voll. Jedoch ist das am Wochenende und in den Ferien sicher anders.
Danke und weiter so.
Hallöchen Paul , freut mich das euch die Tour gefallen hat 🙂
Ja man sollte auf der Tour schon Trittsicher sein, gerade in der „Wilden Hölle“ muss man schon schauen wo man lang geht.
Vielen Dank für das Nette Feedback, ich werde am Ball bleiben. 😉
Ich komme aus dem Harz und bin ein richtiger Wanderfreak. Sicher hat der Harz sehr viele tolle Wandertouren. Was ich auf Toms Wanderblog vorgestellt bekomme, sind spektakuläre Touren in der Sächsischen Schweiz, die neugierig machen auf interessante Erlebnisse.
Anschaulich beschriebene Touren, die somit gut zu planen sind und obendrauf bekommt man noch geschichtliches vermittelt. Toll!
Danke sagt Andrea
Vielen Dank für die schönen Worte, sowas hört man natürlich immer gern ???? Ich freue mich natürlich über jeden begeisterten Leser und noch mehr wenn meine Touren so gut ankommen ????
Bald kommen dann auch wieder Touren im Harz dazu. Also immer schön dranbleiben ????