Anspruch: Fortgeschritten
Strecke: 10,5 km
Gastronomie Empfehlung: Buschmühle
Startpunkt: 50°55’24.7″N 14°17’04.9″E
Heute nehme ich euch mal wieder mit zu einer Wanderung durch die Sächsische Schweiz. Unsere Runde startet dieses Mal im Kirnitzschtal, von wo aus wir zum Hinteren Raubschloss aufbrechen. Anschließend gehen wir dann zum Großen Teichstein und durch das idyllische Kirnitzschtal zurück. Es ist eine wirklich schöne Runde mit vielen Eindrücken der Felslandschaft der Sächsischen Schweiz. Sogar ein bisschen Kraxeln ist dabei am Hinteren Raubschloss, denn der Aufstieg führt dort über Leitern und durch schmale Felsspalten. Also nichts für schwache Nerven.
Der Start unserer Tour ist an der Neumannmühle im Kirnitzschtal, hier ist auch direkt ein Wanderparkplatz. Der Parkplatz ist recht groß für die Sächsische Schweiz, zu spät sollte man hier sicher trotzdem nicht kommen, da Parkplätze immer sehr beliebt sind. Das Tagesticket gibt es hier für fünf Euro. Leider gibt es hier keine Möglichkeit dies per App oder ähnliches zu bezahlen. Also denkt daran, Münzen dabei zu haben, da der Automat auch keine Scheine akzeptiert.
Die Neumannmühle
Die Neumannmühle, an der wir uns hier befinden, liegt direkt am Fuße des Großen Zschand an der Kirnitzsch. Urkundlich erwähnt wurde die Mühle das erste Mal 1576 und ist seit 1791 durchgängig in Besitz der Familie Neumann. Der erste Neumann, der hier als Brettmüller tätig war, war Joseph Neumann. Im Jahre 1872 wurde die Straße durchs Kirnitzschtal gebaut. Sie führte mitten durch den Hof der Neumannmühle und erleichterte den Transport des Holzes wesentlich. Davor wurde das Holz per Hand bis nach Ottendorf getragen. Heute gibt es hier nicht nur eine Unterkunft und eine Gaststätte, sondern auch ein Museum. Wer also noch mehr über die Mühle und ihre Geschichte erfahren will, sollte sich einmal das kleine Museum anschauen.
Aufstieg zum Hinteren Raubschloss
Allein der Weg zum Raubschloss ist schon wunderschön, denn er führt uns durch die hinteren Ecken der Felslandschaft. Nach einem kleinen Stück am Großen Zschandbach entlang, gehen wir durch eine Kluft hoch auf ein Plateau. Hier sehen wir rechter Hand den Großen Lorenzstein. Diesen besteigen wir aber in dieser Wanderung nicht, sondern passieren ihn nur. Ein Stück weiter sehen wir dann auch schon unser Ziel, das Hintere Raubschloss. Zwischen den vielen abgestorbenen Bäumen und dem Totholz sieht man hier aber schon wie sich der Wald versucht zu erholen. Langsam grünt es schon wieder zwischen den umgestürzten toten Bäumen, ein gutes Zeichen wie ich finde.
Der Aufstieg zum Raubschloss ist eher etwas für schwindelfreie Wanderer, die keine Probleme mit ein bisschen Kraxeln bzw. die keine Platzangst haben. Der Anfang gestaltet sich hier noch recht einfach, ein paar Stufen und Treppen, bis wir dann in eine große Höhle kommen. Hier hat man schon den ersten schönen Ausblick, den es zu genießen gilt. Hier gibt es nur eine freistehende Leiter, die nach oben führt. Über diese wollen alle hoch und runter. Hier kann es also durchaus zu Stau kommen. Auch nach dieser Leiter wird es nicht viel besser.
Nach der Leiter führen dann Stufen durch einen kleinen Felsspalt bis hinauf zum Raubschloss. Also muss man auch hier den Gegenverkehr erst einmal durchlassen. Der Aufstieg ist eine Herausforderung und für mich eines der Highlights der Sächsischen Schweiz. Wer also keine Platzangst hat und schwindelfrei ist, sollte sich hier hoch wagen, um die herrliche Aussicht vom Hinteren Raubschloss zu genießen.
Das Hintere Raubschloss
Hier auf dem Winterstein, so der eigentliche Name des Hinteren Raubschlosses, stand einst eine mittelalterliche Felsenburg. Die Burg entstand um 1200 im Zuge der Besiedlung der umliegenden Gegend. Man geht davon aus, dass die Burg von dem Adelsgeschlecht „Berken von der Duba“ beauftragt wurde, um ihre Herrschaft auszubauen. Die erste urkundliche Erwähnung fand der Winterstein dann 1379, denn da verschrieb König Wenzel IV diese als Zubehör des Burgbezirkes Pirna dem Edlen Thimo von Colditz, seinem Kämmerer, als Pfand. Dadurch ist die Felsenburg auf dem Winterstein oder auch das Hintere Raubschloss die älteste erwähnte der hinteren Sächsischen Schweiz.
Danach gab es viele Unklarheiten über die Besitzverhältnisse der Burg. Allerdings wurde 1406 der Winterstein in einer Donaischen Fehde in einem Invasionskrieg von Markgraf Wilhelm I erobert. Wie die Felsenburg dann in Besitz von Hinco II. kam, ist nicht geklärt. Er gab sie dann aber 1410 in die Verwaltung seiner Söhne ab. So wurde aus der Herrschaft Hohnstein und den einstmaligen Dörfern, die zum Winterstein gehörten, eine neue Herrschaft: Wildenstein. Es wurde ein neues Schloss für die Herrschaft Wildenstein gebaut, hinten auf dem heutigen Kuhstall.
Durch die neue Burg Wildenstein wurde die Felsenburg auf dem Winterstein nur noch sporadisch genutzt und verfiel zusehends. Im 18. Jahrhundert begann dann die touristische Erschließung des Wintersteins, denn schon da wurden erste Steiganlagen errichtet. Mit der touristischen Erschließung entstand dann auch der Begriff Hinteres Raubschloss. Demnach soll ein Raubritter, Recke vom Winterstein, hier sein Unwesen getrieben haben. Er soll auf der vorbeiführenden Handelsstraße zwischen der Elbe und Zittau die Handelsleute überfallen und ausgeraubt haben. Dies ist aber nur eine Legende, denn eine solche Handelsstraße hat es hier nie gegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stiege sehr baufällig geworden, weshalb sie 1948 durch Mitglieder des „Kletterclubs Wanderlust 1896“ abgerissen wurde. Als Grund wurde hier die Unfallgefahr und die Felsverschandelung angegeben. Da es mit dem Abriss der Stiege keine Aufstiegsmöglichkeit für Wanderer und Spaziergänger mehr gab, wurde der Winterstein zum Kletterfelsen. Böse Zungen behaupten ja, dass ein paar der Mitglieder des Kletterclubs dazu beigetragen haben, die Stiege baufällig werden zu lassen. Denn kurz nach der Ernennung zum Kletterfelsen fanden zahlreiche Erstbesteigungen der Mitglieder des Clubs statt. 1952 wurde dann aber durch die „Naturfreunde“ aus Bad Schandau eine neue Stiege errichtet, an der gleichen Stelle, an welcher die alte einst stand. Seitdem ist der Winterstein alias Hinteres Raubschloss wieder für Wanderer besteigbar.
Das Alte Zeughaus
Nachdem wir die Aussicht auf dem Hinteren Raubschloss genossen haben, steigen wir wieder ab und machen uns auf zu unserem nächsten Ziel. Es geht erst einmal den Berg hinab, wieder ins Tal vom Großen Zschandbach, an dem wir dann bis zum Alten Zeughaus gehen. Dieses wurde 1728 unter Kurfürst August dem Starken errichtet, um hier das für die Jagd nötige Gerät zu lagern. Der anfangs als Holzhaus errichtete Bau wurde dann 1820 durch einen massiven Steinbau und einige Nebengebäude ersetzt. Ab diesem Zeitpunkt diente es auch immer öfter als Unterkunft. Mit steigender Beliebtheit war die Kapazitätsgrenze schnell erreicht, weshalb es 1871 um eine weitere Etage erweitert wurde und so bis heute erhalten ist.
1905 wurde dann durch die königliche Forstverwaltung ein weiteres Jagdhaus im Umgebindestil errichtet. Dies ist ein alter Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbindet. Erkennen kann man diese Umgebindehäuser recht einfach, denn das Dach inklusive Obergeschoss steht auf einem hölzernen Gerüst. Dieses Stützgerüst besteht aus Holzständern, den Umgebindejochen. Daher auch der Name des Baustils, den man durch die typischen Rundbögen im Außenbereich erkennt.
Das Zeughaus wurde 1938 um ein Zollhaus erweitert, da hier im Ersten Weltkrieg schon ein Zollposten war. Im Jahr 1945 wurde das Zollhaus dann als Kaserne genutzt und das Zeughaus als Dienststelle für die Grenzpolizei. Auch wurden im Zuge des Baus des Zollhauses noch zwei weitere Häuser gebaut, welche dann als Ferienheim für Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) dienten. Nach der Politischen Wende kam auch der Gastwirtschaftsbetrieb zum erliegen, bis im Jahr 2000 das Gelände verkauft werden konnte. Die alten Gebäude wurden abgerissen und das Zeughaus saniert. Nun gibt es hier auch wieder eine Gastwirtschaft, die zum Verweilen einlädt. In der ehemaligen Revierförsterei gibt es eine Informationsstelle, die über die historische Jagdnutzung informiert. Sie wird von der Nationalparkverwaltung betrieben und ist öffentlich zugänglich. Außerdem war hier einer der Drehorte für die Serie Der Ranger – Paradies Heimat, in der das Umgebindehaus als fiktive Rangerstation diente.
Der Teichstein
Schon vom Zeughaus aus kann man einen Blick auf unser nächstes Ziel werfen, den Teichstein. Direkt hinter dem alten Umgebindehaus geht es nun den Berg hinauf zum Teichstein. Der Weg zum Gipfel ist auf dem Kammweg kein einfacher Wanderweg. Es gibt einen kleinen Abschnitt, an welchem man sich an einer Kette festhalten muss, da man dort leicht abrutschen könnte. Hier sollte man also auch einigermaßen trittsicher sein. Wenn man hinten am Teichstein (412,5m ü. NN) angekommen ist, hat man einen herrlichen Blick in die Sächsische Schweiz. Man sieht noch einmal das Hintere Raubschloss und kann auch nochmals nach unten zum Zeughaus schauen, welches wir gerade eben verlassen haben.
Das Kirnitzschtal
Vom Teichstein geht es dann abwärts ins Kirnitzschtal, dem wir ein ganzes Stück folgen. Es geht anfangs immer an der schönen Kirnitzsch entlang, die sich hier ruhig ihren Weg durchs Tal schlängelt. Wir müssen dann kurz die Straße überqueren und sehen auf der rechten Seite der Straße ein kleines Häuschen. Genau hinter diesem führt ein kleiner Trampelpfad den Berg hinauf. Diesen müssen wir nehmen, um oben auf den „Neuen Weg“ zu kommen. Vorsicht, hier muss man wieder etwas kraxeln und man sollte unbedingt trittsicher sein. Der Aufstieg hier ist nicht der einfachste, also immer schön festhalten und schauen wo man hintritt.
Angekommen auf dem Neuen Weg folgen wir diesem oberhalb der Bundesstraße. Der Weg führt immer schön am Hang entlang, wodurch wir immer einen schönen Blick ins Tal und an den Felsen entlang haben. Der große „Stein“, um den wir herum laufen, nennt sich übrigens „Grünling“ und ist auch ein Kletterfelsen. Wenn ihr ihn seht, wisst ihr welchen ich meine, er ist nicht zu übersehen. Nach einem weiteren Stück den Hangweg entlang kommen wir dann zum Abzweig zur Buschmühle.
Die Buschmühle
Diese Mühle fand ihre erste Erwähnung im 16. Jahrhundert. Im Jahr 1576 fanden zwei Brettmühlen an der Einmündung des Großen Zschand Erwähnung. Hierbei handelt es sich um diese und um die Mühle an unserem Startpunkt, die Neumannmühle. 1710 wurde die Genehmigung erteilt, die Brettmühle in eine Mahlmühle umzuwandeln. 70 Jahre später gab es einen Brand in der Mühle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch auf der anderen Uferseite stand. Beim Wiederaufbau 1784 am heutigen Platz wurde auch wieder eine Schneidemühle eingebaut. Nun war die Buschmühle also sowohl Mahl- als auch Brettmühle, die dann 1797 noch um eine Schmiede erweitert wurde.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gastwirtschaft erheblich ausgebaut. Hierzu wurden zwei Lauben errichtet, im Seitengebäude entstanden 10 Gästezimmer und bei hohem Andrang wurde mit Strohlagern ausgeholfen. Seitdem ist die Buschmühle ein beliebter Einkehrort für Wanderer, Kletterer und Reisende. Einen Rückschlag gab es dann leider 2010 bei einem Hochwasser, denn hier wurde die Mühle so stark beschädigt, dass es sogar die Zufahrtsbrücke weggespült hatte. Hier halfen Bergvereine mit zahlreichen Benefizaktionen und auch Arbeitseinsätzen, um bei dem Wiederaufbau zu unterstützen.
Heute kann man nun wieder ausgiebig in der Buschmühle speisen und das zu echt attraktiven Preisen. Wir haben hier also einen Halt eingelegt und haben uns eine Pause inklusive gutem Essen gegönnt. Selbst wenn man keinen großen Hunger hat, sollte man auf jeden Fall die Konoblauchsuppe probieren, diese war wirklich sehr gut. Ansonsten kann ich auch das Buschmühlensteak empfehlen. Mit einem großen Bierchen dazu war es für uns ein herrlicher Abschluss für eine schöne Wanderung. Eine Einkehr lohnt sich also.
Nach dem Essen geht es dann nur noch ein paar hundert Meter die Straße hinunter zum Startpunkt zurück. Das war es dann auch schon wieder mit unserer kleinen Tour durch die hintere Sächsische Schweiz.
Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook. Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.
Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.