Anspruch: Einsteiger
Strecke: 8,4 km
Gastronomie Empfehlung: Jogys Waldkneipe
Startpunkt: 51°48’45.3″N 10°57’12.8″E
Diesmal nehme ich euch mit zu einer Wanderung im Harz, in der Nähe der Stadt Blankenburg. Es geht zu einer schönen Burgruine und in die umliegenden Ländereien. Wir treffen dabei auch auf eine uralte Mühle und viele Höhlen. Die Wanderung ist also auch für Kinder sehr spannend und interessant. Ihr solltet auch auf jeden Fall an die Stempelhefte für die Harzer Wandernadel denken, denn auf der heutigen Tour gibt es gleich wieder mehrere Stempel zum Sammeln. Also auf geht’s!
Parken könnt ihr direkt auf dem Besucherparkplatz der Burg Regenstein. Pünktliches Kommen sichert gute Plätze, beziehungsweise überhaupt einen Platz. Sollte der Parkplatz oben voll sein, parken viele auch einfach am Rand der Zufahrtsstraße. Ob das allerdings in Ordnung ist, kann ich nicht sagen, also geschieht dies dann auf eigenes Risiko. Der Parkplatz oben ist gebührenfrei, schaut aber lieber vor Ort noch einmal genau, sowas kann sich ja ändern. Nun geht es dann aber wirklich los!
Die Burgruine Regenstein
Als erstes gehen wir zur Burgruine selbst. Diese mittelalterliche Felsenburg entstand im 12. Jahrhundert. Schon vorher soll es hier im Sandstein natürliche Höhlen gegeben haben, die dann mit der Zeit befestigt und zu einer Burg ausgebaut wurden. Die erste urkundliche Erwähnung ist, wie eingangs gesagt, im 12. Jahrhundert gewesen. Hier wird ein Graf von Regenstein aus dem Jahr 1162 als Comes de Regenstein erwähnt.
Im 15. Jahrhundert zog die Regensteiner Grafenfamilie auf das Schloss in Blankenburg, wodurch die Festung das erste Mal zur Ruine verfiel. Später, im Jahre 1643, wurde die Burgruine dann dem Grafen Wilhelm von Tattenbach als Lehen übergeben. Das Adelsgeschlecht nannte sich von nun an „von Reinstein-Tattenbach“. Ab 1671 ging die Burg dann in Preußischen Besitz über, bevor sie 1757 dann an die Franzosen übergeben werden musste. Nur 5 Monate später eroberten die Preußen die Festung zurück und zerstörten sie bis zur Unbrauchbarkeit. Zurückgeblieben sind nur die charakteristischen Höhlen der Burgruine, welche heute zu einem spannenden Besuchererlebnis beitragen. Hier oben finden auch regelmäßig Ritterspiele und Veranstaltungen statt.
Auf ins Heers
Von der Festung aus geht es nun in die ehemaligen Ländereien der Festung: das Heers, wie die Gegend heute genannt wird. Dieses rund 109 Hektar große Waldgebiet unterhalb der Burgruine steht als Teil eines Fauna-Flora-Habitat-Gebiets unter besonderem Schutz. Das gesamte Gebiet umfasst eine Größe von cirka 840 Hektar und ist in seiner Ost-West-Ausdehnung 5,5 Kilometer lang. Der größte Teil des Kiefernbestands hier wurde in den Jahren 1880 und 1930 gepflanzt. Außerdem ist das Heers wohl ein besonders schützenswerter Sommerlebensraum der Bechsteinfledermaus.
Die Regensteins-Mühle
Der erste Teil unserer Tour durch das Heers führt uns zur Regensteins-Mühle. Hier können wir uns einen weiteren Stempel für unser Stempelheft abholen. Die Mühle entstand in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, ihr Zulauf wurde über einen etwa zwei Kilometer langen Mühlgraben realisiert. Dieser transportierte das Wasser vom Goldbach bis hierher, um die Burg und die Ländereien zu versorgen. Als die Preußen die Burg Regenstein im Jahre 1758 unbrauchbar machten, geschah das auch mit der Mühle. Heute gibt es zur Veranschaulichung zwei große Holzmühlräder und man kann sowohl von oben als auch von unten die beiden freigelegten Zuläufe sehen.
Der Großen Pappenberg
Nachdem wir nun unseren zweiten Stempel haben und die Mühle begutachten konnten, geht es nun hoch zum Großen Pappenberg. Dieser hat eine Höhe von gerade mal 225 Meter ü. NN, aber von hier aus hat man einen super Blick auf die eben besuchte Burgruine Regenstein. Es gibt Gerüchte, dass dieses Felsplateau früher ein Kultplatz war, belegt ist davon allerdings nichts. Für uns ist es aber auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit, mal einen Blick aufs Land zu werfen. Bei guten Wetter kann man von hier aus bis Halberstadt schauen und den Dom sehen.
Die kleinen Sandhöhlen im Heers
Anschließend kommen wir zu den kleinen Sandsteinhöhlen. Diese sind natürliche Höhlen, die hier im Sandstein entstanden sind. Sie sind ein toller und spannender Spielplatz für Kinder. Gelegen sind sie direkt am Weg der deutschen Kaiser und Könige des Mittelalters im Harz. Dieser Weg ist circa 550 Kilometer lang und führt interessierte Wanderer an vielen Orten vorbei, an denen einst Geschichte geschrieben wurde. Er führt vorbei an Burgen und Pfalzen, an bedeutenden Siedlungen und Orten, aber eben auch hier an den kleinen Sandsteinhöhlen. Natürlich führt der Weg nicht wegen den kleinen Höhlen hier lang, sondern wegen der Burgruine Regenstein, die wir von hier aus mal von unten betrachten können.
Die Großen Sandhöhlen im Heers
Wenn es die kleinen Sandhöhlen gibt, gibt es natürlich auch noch die großen Sandhölhen im Heers. Dieses Areal wurde wohl von der Germanen ursprünglich als Thingplatz benutzt. Dies bezeichnet einen Platz der Germanen, an denen Volksversammlungen und Gerichtsversammlungen abgehalten wurden. Außerdem wurde hier feiner Quarzsand abgebaut, der als Streusand diente, aber auch zum Reinigen von Dielenböden benutzt wurde.
Heute ist es ein schöner großer „Sandkasten“ und Spielplatz für Kinder. Für die Erwachsenen und Wanderer gibt es hier auch wieder einen Stempel zu holen.
2009 wurden die Sandhöhlen im Heers sogar mit dem Prädikat „Schönste Stempelstelle des Jahres 2009“ ausgezeichnet. Und das ist noch nicht alles: hier wurde auch schon Filmgeschichte geschrieben. Dieser Ort diente nämlich nicht nur für den Polizeiruf 110 „Brennende Hexen“ als düstere Kulisse, hier wurde auch das berühmte Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ im Jahr 2016 neu verfilmt. Außerdem wurden hier auch Szenen für „Bibi und Tina“ und „1 1/2 Ritter“ verfilmt. Ihr merkt also, ihr befindet euch an einem durchaus berühmten Ort.
Die Bundeswehr im Heers
Nachdem nun die Kinder ein wenig spielen konnten und wir uns genug an der Filmkulisse erfreut haben, geht unsere Tour weiter durchs Heers. Bald treffen wir dabei auf einen großen Zaun mit Warnschild. Hier beginnt nämlich das Gelände der Bundeswehr. Diese hat nämlich hier im Harz einen großen Sanitäts-Stützpunkt. Hier befindet sich die größte unterirdische Apotheke der Welt.
Die größte unterirdische Apotheke der Welt entsteht
Der ursprüngliche Grund, warum hier so ein großer unterirdischer Hohlraum entstanden ist, ist ein grausamer. Denn dieser Hohlraum ist nicht natürlich entstanden, sondern wurde im Zuge des NS-Regimes im Verlauf des Zweiten Weltkriegs von Häftlingen und Zwangsarbeitern in den Felsen getrieben. Hier sollten Raketenteile gebaut werden, die zum Bau der V2 benötigt wurden, die unter anderem im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen, ebenfalls unterirdisch, gefertigt werden sollte.
In der Nachkriegszeit wurden dann die Höhlen als Nahrungsmittellager und zur Champignonzucht verwendet, bis die NVA 1974 auf das Gelände aufmerksam wurde. Die NVA sicherte das Gelände und lagerte hier Waffen, Munition und Sanitätsgegenstände. Nach der politischen Wende übernahm dann 1990 die Bundeswehr das Gelände und richtete hier die größte unterirdische Apotheke der Welt ein. Heute lagern hier mehr als 3000 verschiedene Medikamente und es wurde sogar ein eigenes Labor geschaffen, um auch selbst Medikamente herstellen zu können. Ab und zu findet hier auch ein Tag der offenen Tür statt, in der man sich das ganze Gelände einmal näher anschauen kann. Dies kann ich euch nur empfehlen, es ist wirklich spannend und so oft bekommt man ja auch nicht die Möglichkeit, die größte unterirdische Apotheke der Welt zu sehen.
Essen bei Jogys
Nun haben wir so viele spannende Dinge auf unserer Tour gesehen, jetzt wird es langsam mal Zeit für etwas zu Essen. Und genau dahin kommen wir nun. In Jogys Waldkneipe können wir uns in einem schönen Biergarten niederlassen und gut bürgerliche Küche genießen. Als wir hier waren, sprang sogar ein Huhn an unserem Tisch herum. Die Karte bietet allerlei leckere Speisen und Getränke und das zu fairen Preisen. Allerdings sollte man sich hier vorher kurz erkundigen, ob auch geöffnet ist.
Nach einem schönen Schmaus geht es dann langsam zurück zum Auto. Auf diesem Weg kommen wir an der Hauptzufahrt zum Sani-Stützpunkt vorbei und auch an der Kleinen Rosstrappe. Diese kann man aber nicht wie die in Thale besichtigen, denn sie liegt auf dem Gelände der Bundeswehr und die drohen mit scharfen Schüssen bei unerlaubtem Betreten. Also lassen wir das lieber und halten die Köpfe unten. Wir haben auch so noch einmal einen schönen Blick auf Blankenburg und können den entspannten Rückweg genießen.
Damit sind wir nun am Ende unserer Runde. Ich hoffe, mein kleiner Beitrag und die Bilder haben euch gefallen. Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, findet mich auch auf Instagram oder Facebook. Wenn ihr informiert werden wollt, sobald ein neuer Beitrag erscheint, könnt ihr euch gern für meinen Newsletter anmelden oder ihr folgt mir auf Twitter. Das GPX zur Route findet ihr wie immer oben im Beitrag zum Download.
Fragen und Anmerkungen gern in die Kommentare und dann bis zum nächsten Mal, wenn’s wieder heißt: „Unterwegs im Freien“.